Gedenken an John Rabe
Forschungsprojekt über den ?guten Deutschen“ in China fortgesetzt Exklusiv
von Ren Bin*
Die Forschung über John Rabe ist in China schon seit einigen Jahren ein gro?es Thema. Wegen seiner humanit?ren Hilfe für die Chinesen w?hrend des Massakers in der damaligen chinesischen Hauptstadt (1937) wird er als ?der gute Deutsche von Nanjing“ bezeichnet. Nun wurde kürzlich in vielen chinesischen Schulen ein Online-Kurs über den deutschen Kaufmann durchgeführt.
Schülerinnen und Schüler der Tuodian-Mittelschule im Kreis Shuangbai, Provinz Yunnan, besuchen den Online-Kurs über John Rabe (Foto mit freundlicher Genehmigung des Forschungsteams)
?John Rabe, Kerzenlicht in der dunklen Nacht“, ein Online-Kurs für Grund- und Mittelschüler, ist vor kurzem anl?sslich des 50-j?hrigen Jubil?ums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland in den südchinesischen Provinzen Yunnan und Guizhou sowie im zentralchinesischen Hubei eingeführt worden. Im ostchinesischen Jiangsu mit Nanjing als Hauptstadt haben die Schüler bereits seit einiger Zeit Zugang zu diesem ganz besonderen Unterricht. Bislang haben sich dank des Kurses bereits mehr als 12.000 Personen mit diesem Thema besch?ftigt.
?Wer die Zukunft erforschen will, muss die Vergangenheit kennen. Durch die Geschichte von John Rabe k?nnen wir die zwischenmenschliche Liebe besser begreifen“, merkte Wan Qian, ein Lehrer vom Xianlin Campus der Nanjing Foreign Language School, nach der Lehrveranstaltung, an.
Bei dem Online-Kurs über den ?guten Deutschen“ handelt es sich um die Fortsetzung des internationalen Forschungsprojekts ?John-Rabe-Tagebuch und die Friedensstadt“, welches bereits vor einigen Jahren in Gang gesetzt wurde.
Laut dem Kursleiter Zhang Yanyang, ein Germanistikstudent an der Nanjing-Universit?t, wurde das Forschungsprojekt von der Deutschabteilung der Nanjing-Universit?t mit Unterstützung von Liu Cheng, Professor am UNESCO-Lehrstuhl für Peace Studies an der Nanjing-Universit?t, der Gedenkhalle für John Rabe und die Internationale Sicherheitszone der Universit?t Nanjing (John-Rabe-Haus) sowie der Universit?t Heidelberg und der Universit?t Vechta organisiert. Das 43-k?pfige Projektteam wurde von Chen Min, Dekanin der Deutschabteilung, und ihrem Kollegen Chang Xuan geführt. Ziel des Projekts sei es, die Verst?ndigung und Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen aus Deutschland und China durch Dialog und Austausch zu f?rdern. Anhand von Feldforschungen in Nanjing und Beijing, wo John Rabe gelebt und gearbeitet hatte, sei das Team dem ?zweiten Oskar Schindler“ historisch n?hergekommen, berichtete der 22-j?hrige Kursleiter. Am Rande des Projekts wurden unter anderem renommierte Wissenschaftler von der Universit?t Heidelberg und der Universit?t Vechta nach China zu Gastvortr?gen eingeladen. Darüber hinaus hat das Forschungsteam 25 Interviews jeweils mit Familienmitgliedern von John Rabe, Rabe-Forschern und Freiwilligen im John-Rabe-Haus aus ?sterreich durchgeführt und ihre Bemühungen zur Ehrung des gro?en Humanisten dokumentiert.
?Der Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Untersuchung war die übersetzung des Tagebuchs von John Rabe“, erkl?rte Chen, Co-Leiterin des Projekts. Der Bezug der Hochschule zu John Rabe ist auf die pers?nliche Bekanntschaft von Zhang Weilian (1902-2004) – einer der Mitbegründer der Abteilung – zurückzuführen. ?In den 1990er Jahren wurde die chinesische Version des Tagebuchs durch die gemeinsamen Anstrengungen einiger Mitarbeiter der Abteilung erfolgreich herausgegeben, weshalb wir es als unsere Aufgabe betrachten, die breite ?ffentlichkeit auf die Geschichte von John Rabe sowie die der Internationalen Sicherheitszone aufmerksam zu machen. Wir hoffen, mit Hilfe unserer Fachkompetenz sowohl im In- als auch Ausland noch mehr über diese Geschichte erz?hlen und so den Frieden ins allgemeine Bewusstsein bringen zu k?nnen.“
W?hrend des Massakers von Nanjing 1937 hatte die Internationale Sicherheitszone, für die John Rabe der Vorsitzende des verwaltenden Komitees war, etwa 250.000 Flüchtlinge aufgenommen und diesen einen zeitweisen Schutz geboten. Im Jahr 1948, als Rabe in Deutschland in bittere Not und Armut geriet, bekam er Lebensmittel aus Nanjing zugeschickt und ihm wurden 2.000 US-Dollar überwiesen. Selbst 70 Jahre sp?ter, im Jahr 2020 nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, erhielt sein Enkel, Thomas Rabe, in Deutschland als Dank für die Leistungen seines Gro?vaters medizinische Hilfsgüter und Medikamente von der chinesischen Regierung gespendet.
?Alle Menschen sitzen in einem Boot. Die Gemeinschaft der Menschheit mit geteilter Zukunft beinhaltet auch Solidarit?t und gegenseitige Hilfe.“ erkl?rte Chen mit Blick auf die langfristigen Beziehungen.
*Frau Liu Liheng hat auch zu diesem Bericht beigetragen.