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10. 10. 2009 | Druckversion | Artikel versenden| Kontakt |
An Dun (der Autorenname von Zhang Yingjie) ist eine altgediente Journalistin der Beijing Youth Daily und auch Autorin einer Reihe von Büchern über das Gefühlsleben gew?hnlicher Chinesen. Ihre erste Interviewsammlung Absolut Privat sorgte für Aufsehen, als sie 1998 ver?ffentlicht wurde. Denn zu der Zeit hatte allein das Wort "Privat" eine negative Konnotation in China. Nur wenige Bücher wagten es, so offen personliche Angelegenheiten wie Beziehungen und Scheidungen anzusprechen.
Im Jahr 2009 wurden zwei neue Buchserien, The Chinese Dream, Real-life Stories of the Common People in Contemporary China und Real-life Stories of the Young in Contemporary China in chinesischen und englischen Editionen ver?ffentlicht. Beide werden im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel getan. Heute wird in TV-Programmen regelm??ig über private Beziehungen gesprochen, und auch das Internet bietet eine Plattform, wo Menschen ihre Gefühle ausdrücken k?nnen. Der Traum von An Dun hat sich jedoch nicht ge?ndert.
"Die Türen ?ffneten sich und ich schritt hindurch"
Mitte der Neunziger Jahre begann An Dun, das Leben gew?hnlicher Leute aufzunehmen. Sie erinnert sich, dass sie bis dahin ein recht durchschnittliches Leben führte: Vom Kindergarten reibungslos zur Schule und zum College, dann in die Welt von Arbeit und Familie. "Die Türen ?ffneten sich und ich schritt hindurch," sagt sie, und deutet damit an, dass es fast zu leicht war. Sie mochte Literatur und wusste, dass sie Autorin werden wollte, fühlte sich jedoch mangels Lebenserfahrung gehemmt und frustriert.
Sie entdeckte einen einzigartigen Weg, das zu kompensieren, indem sie beinahe mit jedem sprach, der ihr über den Weg lief. Sie began, vor der Tür eines Standesamtes herumzulungern und Leute um Interviews zu bitten, die hier ihre Scheidungspapiere beantragen wollten. Erwartungsgem?? lehnten die meisten das ab, aber nach einiger Zeit traf sie genügend Menschen, die bereit waren, ihre Geschichte zu erz?hlen. Ihr Durchhalteverm?gen zahlte sich aus. Heute wird sie von vielen Leuten aus ganz China per Telefon und Email kontaktiert, die ihre pers?nliche Geschichte loswerden wollen. "Das zeigt, wie sich die Menschen und das Land ver?ndert haben," sagt An Dun.
Wovon gew?hnliche Leute tr?umen
Ihre zwei neuen Bücher begannen 2007 als ein Projekt, das von China International Publishing Group (CIPG), genauer der New World Press, unterstützt wurde, um der Welt eine andere Seite von China zu zeigen. Die 24 Geschichten, die schlie?lich Eingang in die Interviewsammlungen gefunden haben, wurden von An Dun unter Dutzenden ihrer Interviews der Jahre 2007-2008 sorgf?ltig ausgesucht.
Gegenüber China.org.cn erl?utert sie: "Ich versuche in dem Buch nichts zu beurteilen. Deshalb wollte ich, dass die Leute ihren eigenen Sprechstil und ihre pers?nlichen Werte bewahren. Die Auswahl selbst reflektiert jedoch mein Urteil." Auf die Frage, wie sie das Material ausgew?hlt hat, antwortet sie: "Es mag sie vielleicht entt?uschen, aber meine Kriterien waren, dass ich keine hatte. Vielleicht liegt es an meinem Beruf als Journalistin, dass ich wei?, wenn ich jemanden treffe, ob es sich lohnt, die Geschichte zu erz?hlen. Ein definites Prinzip ist: falls er oder sie repr?sentativ für eine Gruppe ist, mache ich es."
Nicht eine der Geschichten im Buch The Chinese Dream handelt von berühmten Personen. Die Helden und Heldinnen umfassen einen Menschenrechtsanwalt, der die Rechte von Wanderarbeitern verteidigt, einen Freiwilligen, der mit Drogenabh?ngigen arbeitet, einen Collegeabsolventen, der mit seiner Freundin Schluss machte, weil sie kein Heim hatten, einer der ersten Journalisten, die das Epizentrum des Erdbebens in Sichuan erreichten und wo weiter.
An Dun erkl?rt: "Als Journalistin betrachte ich das Recht zu sprechen und zu schreiben als hohes Gut. So viele Kollegen brennen darauf, Berühmtheiten zu interviewen. Aber berühmte Leute sagen immer wieder dasselbe, tausendfach. Das ist nicht, was ich machen m?chte. Ich m?chte den vielen Unbekannten eine Stimme verleihen."
Die ursprüngliche Projektidee war, eine Ausgabe über junge Leute in China zu machen. Nach langen Diskussionen entschied sich das Team, ein weiteres Buch über die Tr?ume gew?hnlicher Chinesen einzubinden. "Sie sind wie Sterne am Himmel. Ihr Licht ist nicht so hell, aber sie leuchten unaufh?rlich. Ihre Geschichten bringen pers?nliche Lebensk?mpfe zum Ausdruck. Manche Leute m?gen einwenden, dass die Geschichten die dunklen Seiten der Gesellschaft und der menschlichen Natur reflektieren, aber sie übermitteln dieselbe Idee: Wahrheit, Liebe und Güte k?nnen alles überwinden, und die Menschen haben ihr Schicksal selbst in der Hand."
Gefragt nach ihrer Leserschaft, sagt An Dun: "Es war interessant, dass das Buch bei den überseechinesen sehr gut aufgenommen wurde, w?hrend es auf dem chinesischen Festland bei weitem nicht so popul?r war. Freiwillige haben geholfen, Hunderte Bücher in Taiwan, den USA und anderswo zu verkaufen. Viele überseechinesen realisieren, dass China sich zu schnell gewandelt hat, seit es begann, sich der Welt zu ?ffnen. Die Werte von Chinesen sind heute eng mit der modernen Welt verknüpft, und viele wollen das Buch lesen, um die Ver?nderungen zu verstehen, die statt gefunden haben. Ich kann mir nicht erkl?ren, warum die Leser auf dem chinesischen Festland weniger interessiert sind."
Ein drittes Buch liegt bereits auf dem Zeichenbrett. An Dun erz?hlt China.org.cn dass sie, falls m?glich, gerne Menschen befragen m?chte, die ihre Heimatstadt verlassen haben. Es soll aber nicht den Fokus auf Wanderarbeiter legen, die in gro?e St?dte wie Beijing und Shanghai gehen, sondern den gesamten Prozess der massiven Neustrukturierung der chinesischen Arbeiter und Angestellten betrachten. Es wird die Tr?ume von 100 Chinesen beinhalten und soll in zwei bis drei Jahren fertig sein.
"Als ich zum ersten Mal von der Idee h?rte, ein Buch über chinesische Tr?ume zu schreiben, erinnerte ich mich sogleich an ein Buch namens The American Dream, das ich 20 Jahre zuvor gelesen hatte. So entschied ich mich, dass es ein Buch über den Chinesischen Traum geben sollte. Heute habe ich mir diesen Traum erfüllt. Deshalb werde ich selbst die 100. Person in dem Buch sein," erkl?rt An Dun l?chelnd.
Quelle: www.faawt.cn
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